2024 - Hohenstein-Ernstthal
54. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 13. bis 21. August 2024 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Konzerte: Gersdorf und Mylau |
Sonntag, den 21. Juli 2024: Nach dem fulminanten Schlussakkord erfüllt eine ergreifende Stille das Kirchenschiff in Mylau. Unser Dirigent Christoph Sandmann genießt die nachwirkende Anspannung und scheint den bereits verschwundenen Klängen immer noch nachzulauschen. Wir Musiker und Sänger halten schweigend inne; ich presse meine Lippen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Dann löst sich die Anspannung in einem nicht enden wollenden Beifall. Wir stehen alle, auch die Zuhörer. Es sind diese unbezahlbaren Glücks-, Erfolgs-, Zufriedenheits- und Geborgenheitsgefühle, die den Zauber unserer SCIW ausmachen und mich seit vielen Jahren immer wieder dorthin führen. Mit meinen Zeilen möchte ich vor allem Dir als neugierigem Zufallsleser oder -leserin Appetit machen, Dich für die nächste Musikwoche anzumelden.
Seit einer Woche hatten wir konzentriert auf dieses Konzert und auf das tags zuvor in Gersdorf hingearbeitet. Auch das gestrige Konzert war ergreifend schön. Wie zwei gewonnene Fußballspiele gegen dieselbe Mannschaft nicht identisch verlaufen und auch zwei Gartenbeete mit den gleichen Blumensorten ihre jeweils eigene Pracht entwickeln, so hat auch jedes Konzert sein eigenes Flair. Nach Gersdorf haben wir es glücklich und zufrieden hinterher in nächtlicher Runde weiterwirken lassen können. Das Wetter meinte es gut mit uns, wir haben uns draußen unter dem warmen Nachthimmel feiern können. Das gemeinsame Mitfiebern der singenden und spielenden Musiker prägt unsere Gemeinschaft, Haydn hätte seine Freude an uns gehabt. Auch die Solisten haben gerne mit uns musiziert.
Nach dem Abschlusskonzert in Mylau sind wir wieder für ein Jahr in alle Himmelsrichtungen nach Hause gefahren. Das Wissen um das bevorstehende Abschiednehmen verstärkte sicherlich noch die emotionale Wirkung dieses Konzertes. Umso erfreulicher war es bei der Ankunft in diesem Jahr, viele vertraute Gesichter vom vergangenen Jahr wiederzusehen. Manche Namen waren mir sofort gegenwärtig, manchmal musste ich nachfragen. Das Salz in der Suppe sind immer die Neuen, von denen in der Regel etliche Wiederholungstäter werden. Die Neuen bringen frischen Wind mit, zusätzliche Stimmgewalt im Chor oder Verstärkung bei den Streichern oder füllen als Bläser eine Lücke.
Wenn Du es genauer wissen willst, wie es einem Chorsänger während der Woche ergeht, dann empfehle ich Dir, den Bericht von Uli über die Musikwoche des vergangenen Jahres 2023 zu lesen. Und detailliertere Eindrücke aus Orchestersicht geben Petras Rückblick auf 2019 und der von Anonymus auf 2018 wieder, wobei Petra zu den Wiederholungstätern gehört wie Uli mittlerweile auch. Dazwischen liegen Corona-bedingte Ausnahmejahre, deren Berichte für immer hoffentlich einmalig bleiben.
Für mich beginnt jede Musikwoche mit dem Erstaunen über die ausgedruckten Noten, die ich vorab zugesandt bekomme. Das Vertrauen von Christoph in uns Geigerlein ist immer wieder bewundernswert. Mit unserem Profi Michael als Konzertmeister, mit Vicky und Dorothea hat er die Schlüsselpositionen aber halt auch kompetent besetzt. Wie der Herre, so das Gescherre, zu letzterem gehöre ich als Tuttischwein. Und so hilft nur regelmäßiges Üben vorab, um ungewohnte Fingersätze blind und schnell spielen zu können. Zwischen Vorsatz und Umsetzung klafft aber oft eine Lücke, so dass ich auch dieses Mal mit einem mulmigem Gefühl angereist bin, Haydn muss verdammt gute Geiger von seinem Fürsten gestellt bekommen haben. Aber da es bisher jedes Jahr gut ausging, war ich auch diesmal zuversichtlich. Wir absolvieren halt freiwillig wie Leistungssportler ein Höhentraining und kommen so zu Ergebnissen, die im Flachland nicht möglich sind. Und das macht süchtig, siehe oben.
Zu unserer Musikwoche gehören die täglichen, musikalisch begleiteten Morgenandachten und das Angebot der morgendlichen gymnastischen Aufwachdehnstreckundbiegeübungen á la Yoga, Seele und Körper danken es. Leider ist der Zeitplan früh so eng, dass dadurch für ein genussvolles Frühstück die Muße fehlt, mein Kritikpunkt seit Jahren. Und ein Probenbeginn mit einem unzufriedenen Geiger ist eigentlich suboptimal, anscheinend merkt es nur leider keiner. Vielleicht soll die knappe Planung fürsorglich meine obligatorische Gewichtszunahme mäßigen, und ich habe es nur noch nicht erkannt? Denn zunehmen tue ich jedes Mal, weil ich in der Gemeinschaft von den schmackhaften Speisen einfach zu viel esse. Wie ich auch jedes Jahr übermüdet nach Hause fahre, weil ich das abendliche Zusammensein mit Gleichgesinnten genieße. Die Mittagspause könnte zwar zum Nachholen des fehlenden Nachtschlafes genutzt werden, nur lockt die Abkühlungsmöglichkeit im nahen Stausee in der Sommerhitze doch zu sehr.
Unsere Gemeinschaft zeigte sich auch bei der musikalischen Ausgestaltung der evangelischen und katholischen Gottesdienste in der Nachbarschaft, beim Hofkonzert und natürlich in ausgeprägter Form beim Bunten Abend als internem kulturellen Höhepunkt. Das Programm wurde wieder von den Allerjüngsten bis zu den Ältesten gestaltet. Instrumentalisten entpuppten sich als begnadete Sänger, Sänger als versierte Gitarristen oder Klavierspieler. Unsere Chefs Katharina und Christoph haben ihre musikalischen Fähigkeiten abseits des Pflichtprogramms beweisen dürfen, müssen und können. In Anbetracht der Fußball-EM wurde mit der wiederentdeckten SCIW-Hymne der Rudelgesang geübt. Und unsere langjährige Orchesterwochenmutti des Bethlehemstifts, Frau Uhlig, schenkte jedem von uns zu ihrem Abschied einen Trostengel aus Keramik mit entsprechender Bibelstelle, der neben den Noten- und Pausenzeichen aus Neschwitz seinen Musikwochen-Ehrenplatz bei mir bekommen hat und Zuversicht ausstrahlt.
Die Musikwoche ist ein Geschenk, für das ich allen und jedem danken möchte, angefangen von 3*Michael über 2*Christoph, 2*Katharina, 2*Thomas, ... , bis zu 2*Katrin und 1*Uta.
Ad multo annos, S.D.G.
Theodor Peschke
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2023 - Hohenstein-Ernstthal
53. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 29. Juli bis 6. August 2023 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Konzerte: Gersdorf und Mylau |
Die SCIW im Jahr 2023 ist meine insgesamt vierte. Jedes Mal waren es für mich sehr unterschiedliche Umstände, die diese Woche begleitet haben. Gleich die erste Teilnahme, die 50. Jubiläums SCIW 2020 fiel wegen Corona ganz ins Wasser. Bei meiner zweiten Anmeldung kam ich immerhin bis zur Hauptprobe, danach mussten wegen eines Coronafalls im Orchester beide Abschlusskonzerte kurzfristig abgesagt werden. Im dritten Anlauf schließlich konnte ich als Kontrabassist im Orchester erstmalig eine vollständige SCIW mit zwei eindrucksvollen Abschluss-Konzerten erleben. Was würde aus meiner vierten Teilnahme werden? Das fragte ich mich im Frühjahr dieses Jahres, nachdem mich ein Bandscheibenvorfall außer Gefecht gesetzt hatte. Bin ich rechtzeitig wiederhergestellt und wenn ja, kann ich dann überhaupt als Kontrabassist im Orchester mitspielen? Als die SCIW immer näher rückte und die Prognose für meinen Rücken nicht besser wurde, entschloss ich mich kurzer Hand statt mit dem Kontrabass diesmal als Sänger im Chor mitzuwirken, Bässe und Tenöre werden ja schließlich gesucht. Ein Anruf beim SCIW Orga-Team gab dafür grünes Licht.
Schon am Ankunftstag sehe ich viele bekannte Gesichter wieder. Dabei habe ich von einigen Ausfällen erfahren, die erstaunlicherweise meist auf Fahrradunfälle zurückzuführen waren. Mussten wir uns nach Corona erst wieder an das freie und sichere Bewegen gewöhnen? Die offizielle Eröffnung im Seminarraum des Gästehauses und die Proben für den Gottesdienst am Sonntag müssen Christiane und ich auslassen, da wir uns gleich aus dem „Staub“ machen, um der Einladung eines langjährigen Freundes anlässlich seines 70.Geburtstag nach Chemnitz zu folgen. Am Sonntag nach dem Gottesdienst und dem Mittagessen beginnt dann die erste „ordentliche“ Chorprobe für mich erwartungsvoll. Es geht unter Katharinas Leitung auch gleich zur Sache. Die Noten hatte ich mir schon angesehen, so dass größere Überraschungen ausbleiben. Zum Abendessen ist die ganze SCIW-Mannschaft erstmalig vollzählig versammelt. Nur die Podestbauer fehlen noch, die wie jedes Jahr am Sonntagnachmittag das Orchesterpodest für die Woche in der Gersdorfer Kirche aufbauen. Damit sie nicht mit leerem Magen dastehen müssen, wird für sie vom Abendbrot etwas zur Seite gestellt.
Der Montag ist für mich neben der Musik noch mit anderen Dingen angefüllt. Ich hatte mit Schrecken den Verlust meines Handys bemerkt. Eigentlich konnte es nur am Samstagabend auf der Fahrt zurück aus Chemnitz verloren gegangen sein. Nachforschungen, Anrufe, Verlustmeldungen, Fahrt zur Polizei usw. waren die unangenehmen Folgen. Am Nachmittag schließlich die erlösende Information. Das Telefon wurde am Bahnhof gefunden und ich kann es beim ehrlichen Finder in Hohenstein-Ernstthal abholen. Nochmal Glück gehabt! Dann kann es ja nun endlich richtig losgehen mit der Chorarbeit. Bei den Chorproben hat sich schnell eine feste Sitzordnung eingestellt. Ich sitze in der Mitte, gleich links neben mir Martin Böttger, den ich schon von vorherigen SCIWs kenne. Martin ist nicht nur Chorsänger, sondern nimmt trotz seiner 76 Jahre auch Unterricht im Orchester-Dirigieren. Die Ernsthaftigkeit dieser Leidenschaft habe ich bei den vorherigen Malen erlebt, als er im Rahmen des Dirigier-Workshops die Möglichkeit nutzte, unter den Augen seines Mentors Christoph Sandmann (im Übrigen gegenseitig bei einem respektvollen „Sie“ verbleibend) das
Orchester zu dirigieren.
In den Pausen zwischen den Proben hört man wie immer aus vielen Räumen des Betlehemstifts Musik. Auch sieht man auf den Gängen und Wegen Teilnehmer mit Instrumenten und Notenständern - man ist also auch schon fleißig bei der Kammermusik und bei den Proben für den bunten Abend. Ich mache aus alter Verbundenheit einen Gast-Besuch bei den Celli und Kontrabässen. Auch bei Ihnen liegen bereits Arrangements für den bunten Abend auf den Pulten. Das Wetter ist kalt und regnerisch in diesem Jahr und lässt in der freien Zeit leider kein Baden im nahen Stausee zu. Außerdem ist die Bundesstraße weiterhin gesperrt, was von der Lärmbelästigung her gut, aber trotzdem einigermaßen erstaunlich ist, denn seit dem vorigen Jahr ist man aus meiner Sicht auf der Baustelle nicht wesentlich vorangekommen. Die Versorgung im Betlehem-Stift ist wie immer reichlich und gut. Bei der Frucht-Grütze mit Vanille-Soße muss man sich allerdings rechtzeitig seinen Anteil sichern. Wie in jedem Jahr gibt es die täglichen Morgenandachten nach dem Frühstück und ein Yoga Angebot, das ich aber wegen meiner Rückenbeschwerden nicht nutze.
Das Singen strengt meine Stimme ungewohnt an. Ich habe mich jedoch reichlich mit „Emser Pastillen“ ausgestattet, die dem strapazierten Hals guttun. Der Rheinberger läuft immer besser, aber der Gjeilo ist nicht so einfach. Es sind vor allem die leisen Stellen, die eine besonders große innere Spannung benötigen und deshalb eine Herausforderung darstellen. Das ist nach meiner Erfahrung im Orchesterspiel aber auch nicht anders. Zur Vormittagsprobe am Mittwoch ist mein linker Nachbar nicht da. Wie ich höre, hat sich Martin vom Chor abgemeldet um praktische Anschauung im Dirigieren bei der Orchesterprobe zu bekommen. Er rechnet sich wohl auch die Chance auf ein eigenes Dirigat aus. Leider klappt es damit nicht und als ich ihn später frage, ob sich denn im Laufe der Woche noch einmal eine Gelegenheit zum Dirigieren ergeben könne, antwortet er vielsagend: „Vielleicht“. Da ich etwas verdutzt schaue, fragt er mich augenzwinkernd, was denn der Unterschied zwischen einer Frau und einem Diplomaten sei. Wer den Witz kennt, wird verstehen, dass es sich hier also um ein „diplomatisches“ Vielleicht seines Mentors gehandelt haben muss.
Am Donnerstag nun der von vielen ersehnte besondere Höhepunkt der Woche, der bunte Abend. Doch das Wetter schlägt Kapriolen und es steht die Frage: „Zelt: Ja oder Nein?“ Die Entscheidung lautet, die überdachte Veranda im hinteren Teil des Bethlehem-Stifts als Bühne zu nutzen und das schon in Teilen aufgebaute Zelt wegen des starken Windes wieder abzubauen. Diese Entscheidung erweist sich im Nachgang als sehr sinnvoll und könnte eigentlich auch für die nächsten Jahre Bestand haben. Der Aufwand für den Bühnenaufbau reduziert sich, bei kleinen Wetterstörungen ist wenigstens ein Teil der Bühne überdacht und bei ganz schlechtem Wetter ist ohnehin der Umzug ins Haus erforderlich.
Das Programm des bunten Abends ist wie immer vielseitig und originell. Adam ist der gewohnt „coole“ Conferencier, Micha meistert die Tücken der Technik. Im ersten Teil wird von den Kindern das musikalische Märchen „Rumpelstilzchen“ aufgeführt, unterstützt von einigen Erwachsenen. Traditionsgemäß wird auch der Dank aller Teilnehmer an das Haus des Bethlehem-Stifts für die Betreuung, an das Orga-Team und die künstlerische Leitung des SCIW ausgesprochen. Als Höhepunkt und Abschluss des Abends formiert sich eine Blaskapelle in großer Besetzung. Es ist erstaunlich, wie sich in jedem Jahr neue Ideen in neuen Konstellationen zur Gestaltung dieses Abends finden.
Am Freitag-Vormittag findet die Hauptprobe für den Chor in der Gersdorfer Kirche statt. Der Chor teilt sich zu Fahrgemeinschaften auf und pünktlich um 10 Uhr geht es los. Das erste Mal mit Orgel werden vor allem die Übergänge zwischen den Teilen und auch der Aufgang des Chores auf die Orgelempore für den Rheinberger geprobt. Am Abend folgt dann die Hauptprobe des Orchesters, der Chor hat in der Zeit frei. Ich ahne, dass Martin sich die Gelegenheit zum Zuhören nicht entgehen lassen würde und da mich der Dvorak auch interessiert, werden wir schnell einig, gemeinsam zur Probe zu fahren. Als wir uns zur Abfahrt am Auto treffen, bedankt sich Martin bei mir für die Fahrdienste und schenkt mir eine Broschüre mit dem Titel „Schule der Opposition“. In der Kirche hat er auch noch eine Partitur der 8.Sinfonie im Taschenbuchformat für mich parat. Er selbst ist mit einer mit Eintragungen gespickten eigenen, großformatigen Partitur ausgestattet. Noch am gleichen Abend lese ich Martins politische Autobiographie, so der Untertitel der kleinen Broschüre. Ich wusste von seiner Rolle in der Friedensbewegung und als Bürgerrechtler in der DDR und in der Wendezeit. Mich hat die Lektüre gefesselt, denn sie hat mir sehr eindrücklich Einzelheiten seines freigeistigen, unbeirrten und mutigen Eintretens für die Rechte der Bürger in der Zeit der DDR und danach vermittelt. Ich würde diese kleine Broschüre zur Pflichtlektüre im Geschichtsunterricht der Schulen machen. Dann müsste man vielleicht nicht, wie kürzlich im Radio geschehen, die ziemliche Ahnungslosigkeit der heutigen Jugend in Bezug auf die DDR-Geschichte beklagen.
Am Sonnabend-Vormittag ist die Generalprobe in der Gersdorfer Kirche angesetzt. Gleich im Anschluss daran gibt es die Aufstellung zum Abschlussfoto aller Teilnehmer auf den Stufen vor der Kirche. Nach einem späten Mittagessen beginnt unter freiem Himmel das traditionelle Hofkonzert. Es stand wegen des regnerischen Wetters auf der Kippe, aber der Himmel meint es gut. Etwa 30 Heimbewohner verfolgen auf Bänken und in Rollstühlen vor dem Eingang des Pflegeheims sitzend oder aus den Fenstern ihrer Zimmer schauend das etwa halbstündige Programm. Am frühen Abend schließlich der Höhepunkt, auf den die ganze Woche hingearbeitet wurde: das Abschlusskonzert in Gersdorf. Die Kirche ist gut besucht. Es gibt sehr freundlichen Applaus (auch zwischen den Sätzen). Am Ende des Konzerts bedankt sich der junge Pfarrer der Gemeinde in Anspielung auf die Einführung von Christoph Sandmann zur 8.Sinfonie von Dvorak ebenfalls „viersätzig“ bei allen Teilnehmern der SCIW für das schöne Konzert. Beim gemeinsamen Zusammensein auf den Bänken vor dem Bethlehem-Stift findet der Tag abends nach dem Konzert seinen Ausklang.
Nach dem Frühstück am Sonntag startet die letzte Etappe. Die Zimmer im Bethlehem-Stift werden geräumt und in die Schlüssel abgegeben. Die Podestbauer sind schon wieder in Aktion, um das Orchester-Podest in Gersdorf ab- und in Mylau wieder aufzubauen. Nach einem späten Mittagessen geht es in Fahrgemeinschaften nach Mylau. Wir nehmen in unserem Auto die junge Aushilfe (Posaune) aus Japan mit. Wir machen dabei einen Abstecher zur Göltzschtal-Brücke, um ihr neben der Musik auch einen Eindruck von Sachsens Industrie- und Baugeschichte zu vermitteln. Die Orgel in Mylau ist leider einen halben Ton zu tief (oder zu hoch?). Katharinas Bruder, der die Orgel spielt, muss jedenfalls transponieren, was ihm aber keine Probleme bereitet. Die Kirche ist nahezu vollbesetzt und es läuft sogar besser als in Gersdorf. Das ist zumindest mein Eindruck, möglicherweise hat die nicht so trockene Akustik der Kirche dazu beigetragen. Nach dem Konzert muss das Podest abgebaut und wieder zurücktransportiert werden. Hochachtung und großen Dank an die Podestbauer für ihren aufopferungsvollen Einsatz während der ganzen Woche. Wegen des einsetzenden Regens und eines bedrohlich aufziehenden Gewitters fallen die üblichen Verabschiedungsrunden diesmal kürzer aus. Leider sehe ich auch Martin Böttger nicht noch mal, um mich von ihm persönlich zu verabschieden. Vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr ein Wiedersehen.
Mein Fazit der Woche: Auch als Chorsänger ist die SCIW eine wunderbare Erfahrung. Man lernt viele interessante Menschen kennen, die die gemeinsame Liebe zur Musik verbindet.
Dezember 2023
Ulrich Dreßler
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2022 - Hohenstein-Ernstthal
52. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 22. bis 31. Juli 2022 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Konzerte: Gersdorf und Mylau |
Vom 22. bis zum 31. Juli 2022 fand die 52. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche statt und schloss erfolgreich mit den Konzerten am 30. Juli in der Marienkirche Gersdorf und am 31. Juli in der Stadtkirche Mylau. Im Jahr 2020 musste die Woche im Vorfeld abgesagt werden und 2021 wurde sie einen Tag vor den Konzerten abgebrochen. Umso wichtiger war es, dass die SCIW diesmal nicht erneut durch das Coronavirus beeinträchtigt wurde!
In diesem Jahr wirkten fasst 75 Musizierende mit, probten über eine Woche lang sowohl im Bethlehemstift Hohenstein-Ernstthal als auch in der Marienkirche Gersdorf. Intensiv wurde sowohl in Chor als auch Orchester gearbeitet, um die Werke von Mendelssohn Bartholdy, Vasks, Schein, Elgar, Swider und Schumann gelungen präsentieren zu können. Dabei war Dona nobis pacem des Letten Pēteris Vasks sowohl für die Zuhörer als auch die Mitwirkenden der bewegendste Moment in beiden Konzerten. Die dringende, durch den Chor artikulierte und von den Streichern getragene Botschaft berührte alle. Das Stück wurde ebenso wie die Konzert Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Ouvertüre, Scherzo und Finale von Robert Schumann von Prof. Georg Christoph Sandmann geleitet. Die Chorstücke Der 116. Psalm von Johann Hermann Schein, How calmly the evening von Edward Elgar sowie Laudate dominum von Josef Swider leitete Katharina Reibiger.
Neben den intensiven Proben bot die Woche den Teilnehmern eine morgendliche Andacht, die immer musikalisch gestaltet wurde, die Mitwirkung des Chores und der Bläser bei Gottesdiensten in Gersdorf und in Hohenstein-Ernstthal, eine angeleitete Morgensportrunde für Frühaufsteher sowie drei Abendkurse, einen Bunten Abend mit zweistündigem Programm, die Betreuung der mitreisenden Kinder, viele gemeinsame Gespräche und gute Laune.
Zu beiden Konzerten konnten wir insgesamt 350 Gäste begrüßen. Die Sächsische Chor- und Instrumentalwoche ist eine Veranstaltung des Kirchenchorwerks der evangelischen Landeskirche Sachsen und sie wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Thomas Fiedler, Nachlese-Artikel 2022
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2021 - Hohenstein-Ernstthal
51. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 23. bis 30. Juli 2021 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Konzerte vorgesehen in: Gersdorf und Mylau |
Als sich die Teilnehmer der 50. Sächsischen Chor- und Instrumentalwoche am 11.08.2019 nach dem Jubiläumskonzert in der Martin-Luther-Kirche Dresden voneinander verabschiedeten, ahnte wohl niemand, dass im folgenden Jahr eine sich weltweit ausbreitenden Krankheit dafür sorgen würde, dass wir uns nicht wie gewöhnlich und wie von allen gewünscht und gehofft ein Jahr später zum Musizieren wiedersehen würden.
Nachdem zu Beginn des Jahres 2020 das Corona-Virus, das bis dahin noch niemand kannte, in der Welt, in Europa und bald auch in Deutschland immer mehr um sich griff, fanden wir uns alle im Frühjahr plötzlich im Lockdown wieder, gewöhnten uns an Masketragen, Homeoffice und AHA-Regeln. Unsere Chöre und Orchester konnten viele Monate lang nicht proben. Unter diesen Umständen war schnell klar, dass eine SCIW 2020 nicht planbar sein würde, denn die Vorschriften änderten sich ständig, die Corona-Wellen wogten auf und ab und eine Stabilisierung der Situation war vorerst nicht in Sicht. Das OrgTeam hatte deshalb im Mai 2020 schweren Herzens entschieden, dass es in diesem Jahr keine Musikwoche geben würde. Umso mehr hofften alle, dass ein weiteres Jahr später die Umstände soweit handhabbar sein würden, dass ein gemeinsames Musizieren möglich sein könnte. Große Hoffnungen setzte man in die ab Dezember 2020 anlaufende Impfkampagne. Wenn es gelänge, das Infektionsgeschehen mit Hilfe von immer mehr immunisierten Menschen einzugrenzen und zu vermindern, dann müsste doch immer mehr Normalität möglich sein! Und normal ist, dass man miteinander musiziert!
Und es sah gut aus! Wir hatten inzwischen gelernt, mit allerlei Hygieneauflagen umzugehen, sogar selbst Hygienekonzepte zu entwerfen, und so war das OrgTeam schon im Januar 2021 recht zuversichtlich, dass eine etwas andere und zahlenmäßig ein wenig reduzierte SCIW möglich sein würde. Die Zimmerbelegung musste neu überdacht werden, die Sitzordnung im Speisesaal, die Abstände der Musiker untereinander, die Größe der Probenräume, das Freizeitangebot ….
Das musikalische Programm wurde an der reduzierten Teilnehmerzahl von 70 Mitwirkenden ausgerichtet, und im Juni stand es fest: die 21. SCIW kann mit einem besonderen Hygienekonzept vom 23.07.-01.08.2021 im Bethlehemstift in Hohenstein-Ernstthal stattfinden. Zum ersten Mal sollten die Abschlusskonzerte in Gestalt musikalischer Andachten stattfinden, und zum ersten Mal sollte die zweite Aufführung nicht wie bisher in Dresden, sondern in der Stadtkirche Mylau (bei Reichenbach im Vogtland) erklingen.
Voller Vorfreude machten wir uns am Freitag, 23.07. auf nach Hohenstein-Ernstthal, und es war, als seien wir nie weg gewesen. Nur die neue Bremsschwelle an der Einfahrt zum Bethlehemstift überraschte wohl alle Autofahrer. Alle Anreisenden mussten bei Bettina ein tagaktuelles Negativ-Testergebnis vorweisen oder sich an Ort und Stelle testen lassen. Thomas hatte in ausgeklügelter Feinarbeit einen Zimmer- und Tischbelegungsplan aufgestellt, damit wir möglichst in immer denselben Infektionsgemeinschaften zusammenkamen. Wie sich zeigen sollte, war das eine fundamentale Voraussetzung, um nicht die ganze Gemeinschaft zu gefährden.
Glücklicherweise waren die Inzidenzen im Landkreis Zwickau in diesen Tagen so niedrig, dass wir nicht auf einer Maskenpflicht in den Gebäuden bestehen mussten, und so fühlte sich das Dasein fast normal an. An die getrennten Ess-Bereiche musste man sich ein wenig gewöhnen, aber feste Fahrtgemeinschaften zu den Probenorten und größere Abstände zueinander auf dem Orchesterpodest in der Marienkirche Gersdorf bzw. in den Kirchenbänken von St. Christophori Hohenstein-Ernstthal, wo der Chor probte, waren nicht wirklich ein Problem.
Für den Chor war das tägliche Singen in der barocken Stadtkirche von HOT eine neue und sehr anregende Erfahrung. Einerseits fühlte es sich sehr gut an, in einem klingenden Raum zu proben, der manche kleine Ungenauigkeit oder Unsicherheit freundlich kaschierte, und der, wenn man gerade dem Alt oder dem Bass bei seinen Einstudierungen lauschte, reichlich Anregung zum Schauen und Bewundern bot. Ich glaube, allen gefielen besonders die wundervollen Glasfenster im Altarraum, durch die gelegentlich dramaturgisch zum richtigen Zeitpunkt das Sonnenlicht flutete und den gesungenen Psalmtext illustrierte. Andererseits erlaubte dieser Raum kein Sich-Dranhängen an den Nachbarn, denn dieser saß weit weg und war wenig zu hören. Man musste also seinen Mut, seine Stimme und seine eigene Vorstellung von der Musik mobilisieren. Wir arbeiteten uns unter Katharina Reibigers Leitung durch den 116. Psalm von Johann Hermann Schein („Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen höret“), das „Jauchzet dem Herrn“ op. 69,2 von Felix Mendelssohn Bartholdy, das „Cantate domino“ des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis und „An Alleluia Super-Round“ von William Albright. Mit letzterem Werk hat wohl der eine oder andere Chorsänger zunächst ein wenig gefremdelt, denn es handelte sich um eine halbfreie Chorimprovisation, die stets neue und nicht vorhersehbare Klänge hervorbringt - eine durchaus erstmal gewöhnungsbedürftige Geschichte, die ihre Wirkung auf das Publikum aber gewiss nicht verfehlen würde!
Einstweilen arbeitete das Orchester in der Gersdorfer Kirche unter Christoph Sandmanns Leitung an der 6. Sinfonie F-Dur „Pastorale“ von Ludwig van Beethoven und an der Konzert Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ op. 27 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das dafür erforderliche Podest war wohl das aufwendigste und umfangreichste in der neueren SCIW-Geschichte, denn es mussten ja coronagerechte Sitzabstände gewährleistet werden. Allein der Aufbau hatte beinahe 8 Stunden gedauert.
Bei unserer ersten Chor-Stellprobe in der Gersdorfer Kirche am Donnertagabend (29:07.) stellten wir überrascht fest, dass uns der dortige Raumklang aufgrund unseres guten Trainings in St. Christophori nunmehr gar nicht überraschen konnte, sondern dass wir bestens darauf vorbereitet waren. Wie schön würde erst das Konzert werden – dachten wir.
Als wir jedoch unverhofft Regina und Bettina im unserer Probe auftauchen sahen und die beiden zudem Masken trugen, was bisher nicht nötig gewesen war, ahnten wir nichts Gutes. Und tatsächlich war das eingetreten, was als Möglichkeit von Anfang an im Raum gestanden hatte, aber von uns allen wohl angesichts der fröhlichen, entspannten und „normalen“ Atmosphäre mehr oder weniger verdrängt worden war: wir hatten einen Infektionsfall in unserer Gemeinschaft. Vom Fleck weg mussten sich vier Chormitglieder als Erstkontaktpersonen in Zimmerquarantäne begeben. Außerdem waren drei Orchestermusiker von der Quarantäne betroffen und zwei weitere isolierten sich freiwillig, da sie der Erkrankten in den Proben ebenfalls recht nahe gekommen waren. Ein kleines Fünkchen Hoffnung ruhte darauf, dass sich das Positiv-Ergebnis des Schnelltests im PCR-Test nicht bestätigen würde, aber dem war leider nicht so. Am Freitag, 30.07. wurde das OrgTeam gegen Mittag vom Zwickauer Gesundheitsamt darüber informiert. Tja, und damit gab es keine andere Möglichkeit mehr, als die diesjährige SCIW zu beenden, um weder Mitwirkende noch Publikum durch eine womöglich weiter um sich greifende Infektion zu gefährden.
Thomas rief die Gemeinschaft für 13.30 Uhr zu einem Treffen am Lagerfeuerplatz zusammen, um allen die Entscheidung mitzuteilen. Ich nehme an, die meisten hatten es schon vermutet und trugen es deshalb mit Fassung. Wie schade, dass wir nun keine Gelegenheit haben würden, die erarbeiteten Werke einem Publikum vorzutragen, das sicher wegen der vielen vorangegangenen Lockdowns und sonstigen Einschränkungen nach Musik dürstete. Wie schade, dass wir unsere Musik nicht einmal mehr einander mit dem erreichten Arbeitsstand vorspielen und vorsingen konnten, ehe wir auseinander gehen mussten. Das hat mich sehr traurig gemacht. Recht schnell zeigte sich aber bei vielen, mit denen ich sprach und auch bei mir selbst, dass die Freude darüber, dass wir überhaupt einen Versuch gemacht hatten, bei weitem überwog. Wir hatten schöne und intensive Tage voller Musik in Hohenstein-Ernstthal gehabt, was bis dahin seit langem nicht der Fall gewesen war, wir hatten Freunde und Bekannte wiedergesehen und neue Menschen kennengelernt. Wir waren vom Bethlehemstift und seiner Mannschaft wie immer verwöhnt worden, hatten uns bei Patricias Morgensportrunde, Zumba oder Achtsamkeits- und Rückengymnastik erholt, konnten uns zu den morgendlichen Andachten versammeln und hatten einen grandiosen Bunten Abend erlebt. Auch das Dirigierseminar hatte stattfinden können. Das Open Air Flair empfand ich vielen Dingen als sehr zuträglich, besonders schön war es am Bunten Abend. Vielleicht sollten wir das beibehalten – mit oder ohne Corona.
Die meisten von uns machten sich im Laufe des Freitagnachmittags und -abends auf den Heimweg. Eine kleine Runde blieb bis Samstag und konnte so noch einen letzten gemeinsamen Abend am Lagerfeuer genießen. Nur die in Zimmerquarantäne Verbliebenen konnten lediglich aus der Ferne wehmütig zuhören.
Das OrgTeam nutzte die Gelegenheit, am Samstag nach dem Frühstück gleich die erste Beratung mit Blick auf das nächste Jahr abzuhalten und die ersten Weichen zu stellen.
Schließlich verabschiedeten wir uns wie immer bis zur nächsten gemeinsamen Musikwoche im Jahr 2022, in der Hoffnung, dass alle gesund und zuversichtlich bleiben und die schöne Musik, an der wir gearbeitet hatten, im Herzen behalten.
Katharina Fiedler
01.08.2021
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2019 - Hohenstein-Ernstthal
50. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 2. bis 11. August 2019 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Konzerte: Gersdorf und Dresden |
Länger als die DDR existierte, gibt es die SCIW, die Systeme wechseln, die Musik und die Musiker bleiben, die Anreisewege der Teilnehmer werden länger, der längste Weg beginnt in Amerika. Das gab es vor 50 Jahren ganz sicher noch nicht.
In diesem Jahr war es also ein besonderes Jubiläum, eine besondere Woche.
Jedes Jahr wie jedes Jahr und doch immer anders und in diesem Jahr eine Teilnehmerzahl, die die Grenzen der Bettenkapaziät des Betlehem-Stiftes sprengte. Eine Männer-Außenwohngruppe musste organisiert werden. Sie trugen ihre zusätzlichen Wege mit Fassung, diese Woche war es wert. Doch zurück zum Anfang
Alles wie immer, Anmeldung, die große Frage, welche Werke und kommt sie oder er auch wieder, wieviel Instrumente bleiben unbesetzt, also wieviel Aushilfen werden gebraucht, wieviel Extrachoristen werden gebraucht und ….zig andere Fragen und eine Unmenge an Aufgaben für das Organisationsteam vor und während der Woche. Dieses Team verdient an dieser Stelle ein ganz besonderes Dankeschön.
Schon am Anreisetag ist das besondere Flair dieser Woche zu spüren, ein großes „Hallo… Du auch wieder da“ und ein „herzlich Willkommen“ für die, die zum ersten Mal dabei sind. Das ist auch zur 50. Woche so. In der Vorstellungsrunde die ersten Lacher für so manchen humorvollen Vorstellungsbeitrag, Fröhlichkeit in der Runde und die „Neuen“ fühlen sich schon mitten drin, jedenfalls habe ich das als „Neue“ vor ein paar Jahren so erlebt und mein Eindruck in der diesjährigen Runde war entsprechend. Die Nachwuchsmusiker in Windelhosen krabbelten fröhlich in der Mitte herum, Nachwuchssorgen dürften nicht zu befürchten sein. So manches frühere Krabbelkind singt inzwischen im Chor oder sitzt mit im Orchester. Auch unsere Gastgeber für diese Woche sind in dieser Runde anwesend, lassen uns wissen, worauf zu achten ist, was geplant ist und jeder weiß, hier verhungert auch in diesem Jahr wahrlich keiner, der Gürtel braucht eher am Ende ein weiteres Loch. Und Musiker können einen ungeheuren Appetit entwickeln, so manche Runde von Musikern, mit Esswerkzeugen bewaffnet, wurde am Ende der Mahlzeiten noch am Buffet gesichtet, zu verhindern, dass etwa Nachtisch schüsselweise übrig blieb, im Vorbeigehen so manche Hand, die beim Verlassen des Speisesaales schnell noch eine Scheibe Wurst oder etwas Obst stibitze.
Am Samstag Morgen dann nach jeden Tag stattfindenden Morgensport und -andacht und frisch gestärkt die erste Probe, hier das große Erschrecken ob der geforderten Tempi und all die anderen Tücken der Werke. Und nicht zu vergessen, die bildhaften Werkbeschreibungen bzw bildhaften musikalischen Anweisungen, sie helfen ungemein, zu erfassen, was gemeint ist und sie erheitern, beflügeln. Das bleibt die ganze Woche so, ist wohl auch ein besonderes Merkmal der SCIW und ihrer Beliebtheit, jeder wird gefordert und gefördert und das Drumherum stimmt auch.
Am Sonntag der traditionelle Gottesdienst in der Gersdorfer Kirche, der SCIW-Chor, verstärkt durch singende Instrumentalisten, gestaltet aktiv mit, eine schöne Tradition, ebenso die musikalische Gestaltung der täglichen Morgenandacht, zu der immer auch die Heimbewohner des Seniorenheimes Betlehemstift eingeladen sind.
Spätestens am Sonntag sind dann auch aus vielen geöffneten Fenstern übende Stimmen und Instrumente zu hören. Musik liegt in der Luft. Und Musiker sind auch sehr brauchbare Handwerker, der alljährliche Podestaufbau für die ab Montag in der Gersdorfer Kirche stattfindenden Orchesterproben zeugt davon. Jedes Jahr dieses Kunststück, für ein großes Orchester und in diesem Jahr 75 Choristen, Podeste auf engstem Raum zu errichten, es wird vollbracht. In der Mittagspause fiel der Schreiberin so manches Buch, unter einen Arm geklemmt, oder aufgeschlagen in den Händen auf, Lesen als Ausgleich zur Probenarbeit, ebenso die Musikerwanderung durch die Umgebung sind ganz sicher seit 50 Jahren Tradition. Wann sich die Barfuß-Jugend das erste Mal gefunden hat bleibt wohl ein Geheimnis, aber seit mehreren Jahren ein jährlich wiederkehrendes Phänomen.
Ab Montag finden alle Orchesterproben in der Gersdorfer Kirche statt, also Fahrgemeinschaften suchen und finden sich, die Parkplätze an der Kirche und im Gelände des Betlehemstiftes werden täglich neu sortiert und sind durch die vielen Teilnehmer sehr knapp. Trotzdem, es findet sich auch in diesem Jahr wieder alles. Das Werk nimmt immer mehr Form an, wird immer differenzierter ausgearbeitet, im Chor und im Orchester. In den folgenden Tagen finden auch gemeinsame Proben mit den Extrachoristen statt, die nicht die ganze Woche anwesend sind, aber bereits vor der Woche mit Extraproben begonnen haben. So formt sich das gesamte Konzertprogramm jeden Tag mehr. Der Humor bleibt trotz steigender Spannung und auch mal sehr deutlichen Ansagen bezüglich der erforderlichen Aufmerksamkeit in der Probe, über die ganze Zeit erhalten, belebt so manchen ermüdenden Geist sehr schnell. Hohnstein-Ernstthaler Nächte sind manchmal lang, da beginnt die Probe gefühlt sehr früh.
Am Mittwoch dann der traditionelle bunte Abend, ein stets gut besuchtes und auch kulinarisch hervorragendes Event der Woche. Die Teilnehmer brillieren durch weitere Talente musikalischer und schauspielerischer Art ebenso wie durch eine gekonnte Moderation und Zauberkunststücke. Besonders zu erwähnen sind auch die jüngsten Teilnehmer, die tagsüber in guter Obhut von Uta Fritzsch, und bei den allerjüngsten noch einem Elternteil, sind. Am bunten Abend haben sie alle ihren großen Auftritt, singen und spielen den „Großen“ etwas vor - schon allein der Mut dazu verdient großen Applaus und was sie zeigen, fleißig geübt haben, Beifall ist ihnen gewiss. Wie lange gibt es eigentlich schon die Tradition der Kinderbetreuung während dieser Woche? Jedenfalls schon so lange, dass die Schreiberin so manchen Musiker oder Chorsänger schon aus dieser Runde kennt. Jedes Jahr mit Spannung erwartet auch die Wiedergabe der sehr bildhaften Ansagen und Sprüche von Katharina Reibiger und Christoph Sandmann während der Proben. Was da so alles zu Gehör gebracht wird, ein eigenens Buch wäre es wert.
Mit viel Probenarbeit und allen anderen Annehmlichkeiten dieser Woche, vergehen auch der Donnerstag und Freitag. Letzterer vereint dann schon Solisten, Chor und Orchester zur Hauptprobe in der Gersdorfer Kirche, wird doch der Samstag Abend von einem sehr gut besuchten Konzert in der Kirche geprägt sein.
Am Samstag Nachmittag gibt es wieder ein Platzkonzert für die Bewohner des Betlehemstiftes, es werden kleine bekannte und weniger bekannte Musikstücke mit wechselnder Besetzung vorgetragen, auch in diesem Jahr sind mehr Stücke vorbereitet als Zeit zum Vortrag zur Verfügung steht. Die Sonne, die nicht an allen Tagen ihr Bestes gab, ist zum Hofkonzert auch anwesend.
Zum Konzert am Abend in Gersdorf sind alle Plätze der Kirche besetzt, alle Musiker stehen und sitzen „auf Tuchfühlung“, in der Luft eine erwartungsfrohe Spannung. Einführende Worte zu den Werken des Konzertes und der Besonderheit der diesjährigen SCIW durch Christoph Sandmann und das Konzert beginnt, jeder gibt sein Bestes, die vielen Mühen während der Proben sollen sich für jeden gelohnt haben - und - es gelingt, es ist wieder spürbar, das besondere Flair dieses Konzertes in dieser Kirche.
Nach dem Konzert klingt der Abend bei einem Glas Wein oder Bier aus, ein sehr langer Abend wird es nicht, steht doch die Abreise nach Dresden und dort das Abschlusskonzert in der Lutherkirche am Sonntag an.
In der Lutherkirche dann noch einmal eine Probe, der andere Klang, die andere Akustik, der andere Platz müssen erspürt und erhört werden, das gleiche Konzertstück, es klingt an jedem Ort anders, so auch hier. In diesem Jahr sind, trotz Sommerflaute und Badewetter, wieder viele Besucher gekommen. Es werden anlässlich des Jubiläums von Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel Worte der Würdigung und ein geschichtlicher Rückblick gehalten, 50 Jahre SCIW, das ist eine lange Tradition, die durchgetragen wurde, so manche Widrigkeit durchstehen musste, in ihren Anfängen staatlicherseits sehr beargwöhnt wurde und doch stetig gewachsen ist.
Das Konzert beginnt, wieder diese alles beflügelnde Spannung und auch dieses Konzert gelingt. Katharina Reibiger als Chordirigentin und Christoph Sandmann als Dirigent des Orchesterstückes verstehen es auch dieses Mal wieder, alle Sänger und Instrumentalisten mit ihrem Können durch das Programm zu führen und mit aufmunternden Blicken die Einsätze zu geben, das große Konzert gelingt. Und mit dem Konzertende ist auch die 50. SCIW schon fast wieder Geschichte, es beginnt mit dem großen Verabschieden wieder das Warten auf die nächste Woche im nächsten Jahr. In diesem Jahr gibt es aus Anlass des besonderen Jubiläums am Ende noch einen Sektempfang vor der Kirche, die Konzertbesucher haben so noch mehr Gelegenheit als sonst, noch mit den Musikern zu sprechen, ein schöner Ausklang dieser ereignisreichen Woche.
Und um den Vergleich von „damals“ zu heute zu verdeutlichen, hänge ich hier mit freundlicher Genehmigung den Bericht von Theodor Peschke an, der aus gegebenem Anlass einen Rückblick gibt „Wie alles begann“, sehr interessant, verdeutlichend, wie alles „wie immer“ sich doch gewandelt hat.
Petra Leuteritz
Wie alles begann
1966 hatte Paul Eberhard Kreisel erstmals zu einer einwöchigen Chor- und Instrumentalwoche eingeladen. Er war 1961 auf Umwegen mit 30 Jahren in das Amt des Domkantors in Zwickau gekommen, das er bis 1996 innehatte. Es wird viel über das kompositorische Schaffen von Herrn Kreisel gesprochen, das seine zweite Lebenshälfte dominierte, wenig über seine gemeindestärkende Arbeit als Kantor im kirchenmusikalischen Verständnis in den Jahrzehnten zuvor. Um besser verstehen zu können, was es bedeutete, in der damaligen DDR als studierter Musikschullehrer 1961 aus dem Staatsdienst in den kirchlichen Dienst zu wechseln, ist ein Rückblick in die geteilte deutsche Nachkriegsgeschichte hilfreich. Das ermöglicht auch eine angemessenere Würdigung seiner Bitdungs- und Kulturarbeit als bekennender Christ besonders in der damaligen Zeit.
Die Euphorie auf dem Berliner Evangelische Kirchentag 1951 in der zwar geteilten, aber noch offenen Stadt versetzte die kommunistische Partei- und Staatsführung in Ostberlin in Panik Die Christen aus Ost und West nahmen die deutsche Wiedervereinigung vorweg, die Sonderzüge nach Berlin und zurück waren überfallt, es wurde in den Zügen, in den Straßen und U-Bahnen, auf den Straßen und Plätzen gesungen und gebetet. Es sollen eine Million Teilnehmer gewesen sein. Nach dem bitteren Ende des Zweiten Weltkrieges wurde dieser Kirchentag als ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht im geteilten Deutschland verstanden. Meine Mutter schwärmte noch im hohen Alter von diesem Kirchentag.
Die SED-Führung beschloss daraufhin 1952 auf der II. Parteikonferenz den konsequenten Aufbau des Sozialismus in der DDR, der u.a. ein offensives Vorgehen gegen die Kirche verlangte. Unter anderem wurde 1952 die Jugendweihe als staatliche Weihehandlung eingeführt. (Im Gründungsjahr 1949 der DDR waren 92% der Bevölkerung auf ihrem Territorium Christen, heute sind es knapp 15%). Lehrer, die ihre christliche Überzeugung nicht verleugneten, wurden entlassen, so auch eine Tante von mir, Schüler, die sich zur Jungen Gemeinde bekannten, nicht zum Abitur zugelassen. Professoren, welche sich abweichend zur verordneten Parteidoktrin äußerten, wurden diffamiert und kalt gestellt.
Die aufgestaute Wut der Bürger gegen diese Diktatur entlud sich am 17. Juni 1953. Nur so ist erklärbar, warum eine einfache Arbeitsverweigerung auf einer Baustelle in der Berliner Stalinallee ohne social media, Fernsehen und Hardy innerhalb von Stunden zu einem republikweiten Aufstand führte dem Radio sei Dank.
Nach einem kurzen Tauwetter verschärfte sich die Situation wieder, ab 1955 wurde die Jugendweihe als Karrierevoraussetzung zum Zwangsmittel umgewandelt. Vor allem unterdrücke Christen verließen scharenweise das Land gen Westen, das Bürgertum verschwand weitgehend.
1961 wurde die Mauer gebaut.
1964 wurde auf der Bitterfelder Konferenz von der SED die „Bildung der sozialistischen Persönlich" als Ziel der staatlichen Kulturpolitik vorgegeben; 1968 wurden mit der zweiten „Sozialistischen Verfassung" die kirchlichen Rechte auch formaljuristisch eingeschränkt (1976 verbrannte sich der Pfarrer Oskar Brkewitz in Zeitz).
Die christlichen Gemeinden vor Ort litten unter dem Mitgliederschwund und der Perspektivlosigkeit. Die Kirchenmusik bekam in dieser bedrängten Situation eine enorme Bedeutung als Ventil und als Idenfikationsform. Eine musikalische Betätigung wurde als Pflege des kulturellen Erbes auch staatlicherseits geduldet. Begünstigend kam hinzu, dass sich die Wiege der protestantischen Kirchenmusik in Mitteldeutschland und damit auf dem Territorium der ehemaligen DDR befindet, erkennbar z. B. am Kreuzchor und Thomanerchor (der Windsbacher Knabenchor ist ein nach dem Zweiten Weltkrieg entstandener Zweig des Kreuzchores).
In den Kirchengemeinden waren die Kirchenchöre mit ihren Instrumentalisten das Rückgrat der Gemeindearbeit. Telemann, Vivaldi, Bach, Händel und andere Barockkomponisten gehörten zum Standardrepertoire der dörflichen und städtischen Kirchenmusik Für größere Werk fehlten genügend Spieler oder Sänger oder Instrumente oder die Spielfertigkeit, so auch dem Zwickauer Instrumentalkreis von Herrn Kreisel, Geld sowieso.
Herr Kreisel eröffnete 1966 mit der Chor- und Instrumentalwoche den Teilnehmern aus diesen kleinen Chören und Instrumentalgruppen ein Podium, um gemeinsam auch einmal ein größeres chorsinfonisches Werk einstudieren und aufführen zu können. Mit solchen Erfolgserlebnissen motivierte und stärkte er die Teilnehmer für ihre musikalische Arbeit in den Niederungen des Alltags vor Ort, immer wieder waren daher damals auch Kirchenmusiker unter den Teilnehmern.
Die Chor- und Instrumentalwoche vermittelte zudem den Einzelkämpfern die Geborgenheit einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und war auch ein Kraftquell gegen den staatlich propagierten Atheismus. Um diese Aufmunterung verschiedenen Kirchengemeinden zugute kommen zu lassen, fand die Musikwoche bis 1989 jährlich wechselnd an anderen Orten statt (abgesehen von den ersten beiden kleineren Musikwochen). Damit verteilte man auch die organisatorischen Belastungen, mussten doch alle Teilnehmer in Privatquartieren untergebracht und durch die Gemeinden früh und abends beköstigt werden (in Auerbach mangels Gaststätte auch mittags).
Die Teilnehmer der Chor- und Instrumentalwochen kamen anfangs vor allem aus Zwickau, Kirchberg, Meerare, Rodewisch, Dübeln, Aue, Lengenfeld. Es bildete sich schnell ein Netzwerk, das ostwärts über Chemnitz, Freiberg, Dresden bis nach Görlitz, westwärts über Jena, Erfurt bis nach Wutha-Farnroda und nordwärts über Altenburg, Leipzig, Berlin, Zehdenick bis nach Greifswald reichte, weiter ging es ja nicht. Heute nicht mehr nachvollziehbare Lichtblicke waren gelegentliche Teilnahmen einzelner Sänger oder Musiker aus Westdeutschland und der Schweiz.
Mit diesem Verständnis kirchenmusikalischer Arbeit und seiner Frömmigkeit prägte Herr Kreisel die Musikwoche. Jeder Probentag begann mit einer Andacht unter seiner liturgischen Leitung, jede Mahlzeit mit einem gemeinsam gesungenen Gebet. Die Teilnehmer gestalteten und genossen gemeinsam den Gottesdienst der Ortsgemeinde, das gemeinsame Abendmahl über alle Bekenntnisgrenzen hinweg eingeschlossen. Im übrigen verstand Herr Kreisel auch seine Kompositionen als „Gebrauchsmusik" für den kirchlichen Raum.
Heute sortieren sich die Teilnehmer dank der Friedlichen Revolution nach Bundesländern und Ländern, und sie kommen auch aus Übersee, ein Traum wurde 1989 wahr.
Die Chor- und Instrumentalwoche wurde im Wissen um den einigenden christlichen Glauben inmitten eines säkularen Umfeldes gegründet. Im Zeitalter zunehmender Beliebigkeit und Oberflächlichkeit sollte unser christlicher Glaube während der Musikwoche weiterhin als verbindendes Element gemeinsam gepflegt und gelebt werden, das wäre ganz im Sinne von Paul Eberhard Kreisel.
Splitter aus vergangenen Musikwochen
1974 (9.) erreichte in Freiberg ein Glückwunschtelegramm das Geburtstagskind mit der Adresse auf Verdacht: „Ratskeller, Theke" (es gab ja kaum Gaststätten).
1978 (12.) liefen in Aue fast alle Teilnehmer nach dem Gottesdienst mit Gepäck, Noten, Notenständern und Instrumenten zum Bahnhof und fuhren mit dem Zug nach Zwickau zum Abschlusskonzert (es gab ja kaum Autos).
1991 (22.) wurde erstmals um Mitternacht das Freibad in Lengenfeld getestet. Dieses nächtliche Nacktbaden mit Einfach-, Doppel- und Dreifach-BigMac wurde in den Lengenfelder Musikwochen auch dank Willi Kult. In Freiberg wurde es polizeilich unterbunden.
1994 (25.) interviewte eine Journalistin für den MDR Teilnehmer. Auf die Frage, warum der Beitrag nicht im WDR oder NDR gesendet wird als Positiverlebnis aus dem Osten (1992 brannte das Rostocker Asylantenheim) kam die Gegenfrage: „Hat jemand von Ihnen zu Ostzeiten im Knast gesessen oder ist jemand ermordet worden?" „Nein, „Na, dann kauft es mir dort keiner ab."
2002 (33.) Die Fußball-WM untergrub die Probendisziplin, das neue Rudelgucken war verlockend.
2007 (38.) begrüßte ein Staatssekretär als Vertreter der Landesregierung die Besucher beim Abschlusskonzert (18 Jahre zuvor undenkbar).
2011 (42.) fertigte Anne Hallwaß, geb. Liskowsky, ihre Masterarbeit „Religiöse Identität und Musik - eine empirische Untersuchung der Sächsischen Chor- und Instrumentalwoche" an.
August 2019
Theodor Peschke ( 1974 erstmals dabei)
- Details
2018 - Hohenstein-Ernstthal
49. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 29. Juni bis 8. Juli 2018 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Konzerte: Gersdorf und Dresden |
Freitag, 29.06.2018
17:30 Uhr – Ankunft
„Sie haben Ihr Ziel erreicht. Das Ziel liegt rechts.“ Ähhh, und wo muss ich da jetzt rein? Wo ist die Einfahrt? Wusch! Vorbei! Da wäre sie gewesen. Na toll, das fängt ja gut an. Also wenden, nochmal langsam herantasten und todesmutig das Hügelchen der Einfahrt hinunterrollen. Geschafft! Endlich! Nach langen Wochen voller Vorfreude und intensiver Planung ist es endlich soweit: die 49. SCIW beginnt. Jetzt heißt es erstmal Parkplatz suchen. Da kann man ja einfach die Reihe weiterführen und sich da an den Rand kuscheln. Das Fahrzeug ist also abgestellt. Zeit für einen ersten Rundumblick zur groben Orientierung. Da sitzen ein paar Leute, welche definitiv nicht Bewohner des Altenheimes sind. Da kann man ja mal hingehen. Im Näherkommen fällt auf, dass auch ein paar bekannte Gesichter darunter sind. Das ist wirklich schön und nimmt etwas die Aufregung. Entsprechend ist nach einer freundlichen Begrüßung schnell geklärt wo die Anmeldung ist. (Das stand ja eigentlich alles im Infoschreiben, aber das liegt gerade ganz unten im Kofferraum.) Nach dem Empfang des Zimmerschlüssels geht es zurück zum Auto und das Ausladen kann beginnen. Es ist immer wieder erstaunlich, was man alles so in den 10 Tagen brauchen könnte. Koffer, Tasche, Schuhtüte, Korb mit sonstigem Kleinkram sowie ein wenig Notration, falls es nichts zu essen gibt [Nachträgliche Anmerkung der Autorin: belustigtes Kopfschütteln], Instrumente, noch eine Tasche und zwei Notenbeutel werden also ins Zimmer verfrachtet. Erstmal aufs Bett setzen und durchatmen. Angekommen.
19:00 Uhr – Abendessen
Lecker würde ich das Essen nicht nennen. Ich finde es MEGA-lecker. Genau mein Geschmack! Wenn das so weitergeht (und es ging so weiter), wird es kein schöner Moment, wenn die Personenwaage das nächste Mal konsultiert wird. [Nachträgliche Anmerkung: Sie war sehr gnädig.]
Nach dem wirklich sehr leckeren Abendmahl steht nun der nächste Programmpunkt an:
20:00 Uhr – Vorstellungsrunde
Nun wird die 49. SCIW offiziell eröffnet. Während man den informativen Worten der Redner lauscht, kann man gut unauffällig einen neugierigen Blick in die Runde werfen. Da sitzen eine ganze Reihe unbekannter Menschen. Das soll sich jedoch gleich ändern. Eine kurze persönliche Vorstellung jedes Einzelnen wird angekündigt. Dazu eine kurze Zusammenfassung:
- Eine wohnt direkt an einem Radweg.
- Eine andere wohnt am anderen Ende des Radweges.
- Einer ist der mit dem Schal.
- Und eine spielt im Sandkasten.
Direkt im Anschluss gibt es noch eine kurze Zusammenkunft, wo man alles zu den Möglichkeiten der körperlichen Ertüchtigung erfährt.
Das war der erste Tag. Gar nicht mal so schlecht. Jetzt noch fix duschen (zum Glück schlagen die Temperatuschschwankungen des Wassers zu beiden Seiten aus, sodass man die Verbrühungen sofort kühlen kann [Nachtrag: Anscheinend war das ein exklusives Zimmerspecial.]) und ab ins Bett. Morgen geht’s zeitig los und zwar mit
Samstag, 30.06.2018
07:00 Uhr – Morgengymnastik …
Es war ein Fehler. Ich wusste es von Anfang an. Noch halb schlafend torkele ich mit den anderen zur Wiese neben dem Waldhaus. Schon das reicht mir eigentlich. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft direkt nach dem Aufstehen ist auch schon was. Aber nein, noch bin ich ja motiviert. Eigentlich. Aber als es dann darum geht mit den anderen auch noch zu sprechen, um deren Namen kennen zu lernen, brummelt der Schweinehund ganz schön laut. Ich könnte auch noch im Bett liegen. Ich hoffe, ich lasse mir nicht allzu viel anmerken und beginne nun mit den anderen im Kreis zu tippeln. (Der Anweisung „Jetzt mal ein bisschen schneller!“ folgen zum Glück die anderen auch nicht wirklich.) Die Dehnübungen sind dann schon etwas mehr nach meinem Geschmack. Die Kräftigungsübungen geben mir schließlich den Rest. Ich versage jämmerlich. Zum Glück wartet nun die warme Dusche mit integrierten Heiß-Kalt-Anwendungen.
08:00 – Frühstück
Was soll ich dazu sagen? Es ist lecker!!! Die Stimmung steigt wieder in einen soliden, positiven Bereich. Die erste Probe kann beginnen!
Sonntag, 1. Juli 2018
23:00 Uhr
Was bis jetzt geschah:
Die Zeit vergeht wie im Flug. Am Samstagvormittag fanden die ersten Registerproben statt. Die Erarbeitung eines Werkes mit einer Registerprobe zu beginnen ist für mich ein neues Vorgehen. Die Effektivität dessen war aber selbst für mich in der Orchesterprobe am Nachmittag, trotz der herrlichen Raumakustik, deutlich erkennbar. Zumindest bei Beethoven. Elgar ist nochmal etwas ganz Anderes. Da fällt es auch nach der Probe am Sonntagnachmittag und zweimaligem Public-Hearing am Abend schwer zu erkennen, wo man sich da einzufinden hat. Naja, die Woche hat ja erst begonnen…
Schade war, dass das gemeinsame Hören mit dem Abendsport zusammenfiel. Das gemeinschaftliche Auspowern hätte sicher gutgetan, aber so mussten Prioritäten gesetzt werden, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Montag, 2. Juli 2018
09:30 Uhr - Orchesterprobe in Gersdorf
Oooooh, das wird aber sehr kuschelig. Wenn man sich die vorbereitete Bühne anschaut, fällt es wirklich schwer zu glauben, wie man da Platz finden soll. Auf den hinteren Podesten steht Stuhl an Stuhl. Mehrere stabil gebaute Menschen würden da nicht nebeneinandersitzen können. „Richtet euch erstmal ein, ihr werdet sehen, dass das geht. Es ging doch auch letztes Jahr.“ Erstaunlicher Weise kann man diese Worte wenige Minuten später nicht mehr unwahr nennen. Man darf sich zwar nicht bewegen, weil man sonst die Noten des Hintermanns vom Notenpult schubst, aber jeder bekam seinen Platz zugewiesen und konnte seine Noten vor sich positionieren. Zum Glück haben wir in den hinteren Reihen sowieso jeder sein eigenes Pult. Sonst wäre es wirklich richtig spannend geworden. Aber so kann es nun tatsächlich pünktlich 9:45 Uhr losgehen.
12:45 Uhr – Mittagessen
Das Schlimmste was passieren kann, tritt tatsächlich ein. Da kommt man mit knurrendem Magen zum Mittagsbuffet und es ist schon von Weitem erkennbar, dass die Behälter fast leer sind. Ja gut, Reis ist noch in Massen da, aber das Letzte Stück Hähnchen wird soeben in Besitz genommen. Die Reste der Soße und des Salats wurden auch bereits sorgfältig zusammengekratzt. Nicht schön. Gar nicht schön. Wie kann das denn passieren? Sonst war doch immer noch viel übrig, selbst als die letzten fertig waren. Und nun? Naja, man nimmt eben Vorlieb mit dem, was übrig ist – Reis – und gönnt sich danach ein Eis. Damit ist der Genugtuung genüge getan. [Nachtrag: Das war zum Glück ein einmaliges Erlebnis. An den anderen Tagen war stets alles im Überfluss vorhanden. Und es war immer lecker!!!]
22:15 Uhr – Sport – der zweite Anlauf
Rechts – links – rechts – links – Arme hoch! – rechts – links – runter – hoch – runter – hoch – eins – Kick! – zwei – Kick! - …
Der Schweiß fließt in Strömen, die Oberschenkel brennen. Ob es sich gut anfühlt etwas getan zu haben, entscheide ich morgen. Für heute reicht es.
Dienstag, 3. Juli 2018
07:45 Uhr – Aufstehen
Es fühlt sich gar nicht gut an. Oje oje!
20:30 Uhr – Feierabend
Durch das Proben in der Kirche stellt sich ein Routinegefühl ein. Aufstehen – Frühstück - Fahrt nach Gersdorf – Probe – Pause – Probe – Fahrt ins Stift – Mittag – Pause – Fahrt nach Gersdorf – Probe (aufgelockert durch einen vorbildlich metrischem Nieser) – Pause - … und dann wurden wir schon wieder entlassen. Zumindest die Bläser. Nunja, so nutzten wir die Gelegenheit im Satz die letzten Dissonanzen auszuballancieren. Dann ging es wieder normal weiter mit Abendessen (natürlich wieder sehr schmackhaft und glücklicherweise auch wieder in ausreichender Menge). Der Abend steht nun zur freien Gestaltung zur Verfügung, wenn man nicht im Chor mitsingt oder diesen begleitet. Läuft man jetzt durch die Korridore des „Paul Lange“-Hauses kann man den verschiedensten Melodien lauschen. Da posaunen Posaunen, dort trällert Professor Sandmann und irgendwo dudeln auch noch ein paar Hölzer. Man fühlt sich wie „Und einmal, im Ferienlager, …“
Mittwoch, 4. Juli 2018
15:00 Uhr – Stausee Oberwald
Die Sonne wärmt die erfrischte Haut. Der Wind kitzelt sanft. Irgendwo bellen Hunde. Ab und zu läuft eine Schulklasse vorbei um sich auf den Rückweg ihres Wandertags zu begeben. Ja, der ganze Nachmittag steht zur freien Verfügung und so wird die Gelegenheit genutzt um den Sprung ins kühle Nass zu wagen. Naja, springen kann man es nicht nennen. Zunächst muss man sich, Zähne zusammenbeißend, über spitzen Kies kämpfen. Nicht jeder schafft diese Hürde. Maßnahmen zur Wundversorgung müssen ergriffen werden. Schafft man es jedoch, besteht die nächste Herausforderung darin, sich durch eine Lehmgrube zu wühlen. Dann jedoch wartet endlich der erfrischende Schwimmbereich des Sees. Es ist herrlich!
20:00 Uhr – Bunter Abend
Wenn man ein wenig die Leute während des Abends beobachtet, kann man erkennen, dass der Bunte Abend eine gewichtigere Bedeutung innehat, als nur die bloße Unterhaltung. In den Proben spürt man so langsam die Anstrengung der harten Probenarbeit. Es fehlt die Lockerheit, denn so langsam wird es ja ernst. Das Bergfest ist erreicht. Bald finden die Konzerte statt.
Der Bunte Abend nun ist ein befreiendes Zurücklehnen. Er stellt das in den Mittelpunkt, was der Grund zur Teilnahme an der SCIW ist: Freude am gemeinsamen Musizieren und Freude am Beisammensein. Es geht nicht darum, etwas besonders gut zu machen oder sich hervorzutun. Jeder Beitrag jeglicher Art ist willkommen. Es ist der Rahmen für gemeinsames Singen und Tanzen. Es wird viel gelacht. Aber auch persönliche, tiefer gehende Gespräche werden geführt.
Besonders zu erwähnen ist die Integration der Kleinsten. Auch dies hebt der Bunte Abend sehr deutlich hervor, sei es durch die liebevolle Wanddeko, der musikalische Beitrag der Neuen Meister oder einfach nur das Gewusel der Zwerge zwischen den Gesprächsgruppen der Großen. Durch sie könnte man den Eindruck gewinnen, es handle sich um eine große Familienfeier.
Donnerstag, 5. Juli 2018
16:30 Uhr – Orchesterprobe in Gersdorf
So langsam setzt stellenweise Resignation ein. Bestimmte Töne wollen dem Instrument nicht entlockt werden. Oder wenn, dann nur zur falschen Zeit. Dies kann man auch im Gesicht des Dirigenten sehen. Ist es noch jemandem aufgefallen? Er schaut stellenweise sehr grimmig in die Runde. Galgenhumor lässt da an seine eigenen Worte erinnern: „Denkt euch ein Monster, oder schaut einfach vor!“ Naja, es sind ja noch zwei Tage Zeit. Das wird schon noch. Irgendwie.
Freitag, 6. Juli 2018
12:15 Uhr – Nach dem Dirigierseminar in der Kirche in Gersdorf
Dies war wirklich eine sehr interessante Erfahrung. Fünf Dirigenten, aber jeder ganz anders als die anderen. Und jeder nutzte seine Zeit anders: Die erste versuchte die Dynamik herauszuarbeiten, die Zweite arbeitete daran, die Gemütslage des Stückes zum Schwingen zu bringen. Die Dritte setzt mit ungarischem Temperament auf den Übergang zum Presto. Danach erlebten wir einen Kantor. Sein Dirigat kann nicht besser oder schlechter genannt werden. Es war einfach anders. Der letzte Seminarteilnehmer hatte schon allein aufgrund seiner Körpergröße eine ganz andere Wirkung.
Sonntag, 8. Juli 2018
19:30 Uhr – Abschied
Die letzten zwei Tage vergingen wie im Flug. Eine anstrengende Probenwoche ist nun vorüber. Die Konzerte sind verklungen. Überall sieht man zufriedene Gesichter. Alle verabschieden sich mit einem herzlichen „Auf Wiedesehen!“
Dem Leser mag dieser Abschluss des Berichts zu abrupt sein. Er passt nicht zur Ausführlichkeit der vorangegangenen Abschnitte. Jene wurden bereits im Laufe der Woche verfasst, immer unter dem Einfluss der jeweiligen Tageserlebnisse. Die Woche diente dazu, auf zwei Konzerte hinzuarbeiten. In ihnen gipfelten sich alle Anstrengungen. Hier zeigten sich die Resultate der Probenarbeit. Mir fehlen dazu einfach die Worte, die dem gerecht werden.
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2017 - Hohenstein-Ernstthal
48. Sächsische Chor- und Instrumentalwoche Datum: 21. bis 30. Juli 2017 Ort: Hohenstein-Ernstthal Leitung: Georg Christoph Sandmann und Katharina Reibiger Assistenz: Juliane Kathary und Michelle Bernard Konzerte: Gersdorf und Dresden |
Bericht von Petra Leuteritz
Es war wieder soweit, mit Spannung und Vorfreude trafen sich die Teilnehmer der 48. Chor- und Instrumentalwoche im Betlehemstift in Hohenstein-Ernstthal. Ein großes Hallo begleitete das Wiedersehen der langjährigen Teilnehmer und die „Neueinsteiger“ wurden sehr herzlich begrüßt, in der abendlichen Vorstellungsrunde fühlten sie sich sicher schon inmitten der Runde angekommen. Das Betlehemstift bot, wie jedes Jahr, beste Bedingungen und, last not least, die Verpflegung erfüllte alle Wünsche, für Enthusiasten der fleischreichen Mahlzeiten bis zum Liebhaber veganer Ernährung war alles vorhanden und der gesunde Appetit aktiver Musiker sorgte für abgeräumte Platten und leere Schüsseln, obwohl von allem reichlich vorhanden.
Zur morgendlichen Andacht nach dem Frühstück gestalteten die Teilnehmer in der Kapelle, wie jedes Jahr, auch den musikalischen Teil. Die Heimbewohner waren herzlich eingeladen. Am Sonntag gab es einen gestalteten Gottesdienst in der Kirche von Gersdorf und traditionell gab es auch 2017 am Samstag nachmittag ein kleines Hofkonzert für die Heimbewohner.
Wer am frühen Morgen die Yoga-Matte als sein erstes Ziel hatte, konnte unter Anleitung von Andrea seine Glieder bewegen und den Geist zur Ruhe bringen und wer kreativ schreiben wollte, fand sich am Abend bei Andrea ein.
Auch für die Muskelarbeit der anderen Art gab es neben den herrlichen Wegen der Umgebung eine weitere ausreichende Gelegenheit, mussten doch Podeste für die Konzerte in Gersdorf und Dresden auf- und abgebaut werden, jedes Jahr ein Kraftakt, der auch logistisch seine Herausforderungen hat. Nach der SCIW 2016 nahm das Organisationsteam sehr bald schon die Vorbereitungen für 2017 auf und für alle dort Mitarbeitenden ist, genau besehen, das ganze Jahr SCIW-Zeit und während der Proben- und Konzertwoche sind jeweils noch eine Menge Aufgaben „nebenbei“ zu bewältigen. Die jüngsten Teilnehmer hatten in der Obhut von Uta Fritzsch frohe Tage, die liebevoll dafür sorgte, dass deren Eltern Familie und Hobby vereinen konnten. Für die in der Kirche probenden Instrumentalisten war auch die nachmittägliche Versorgung mit Kaffee, Tee und Gebäck nicht vergessen. Scheinbare Kleinigkeiten, alles war bedacht und die Musiker dankbar. Insgesamt waren die Voraussetzungen für eine aktive Proben- und Konzertwoche wieder hervorragend und dem Organisationsteam der SCIW und den Mitarbeitern des Bethlehemstift sei hier herzlich gedankt.
Musikalisch war die Woche anspruchsvoll, intensiv und trotz aller Konzentration kam der Humor nicht zu kurz, lockerte auf und half auf seine Weise, von der Konzentration verkrampfte Instrumentalisten- und Sängermuskeln wieder zu lockern.
Auf dem Programm standen in diesem Jahr die 3. Sinfonie F- Dur op. 90 von Johannes Brahms und die Missa Sacra c-moll op. 147 von Robert Schumann. Das Werk von Robert Schumann wurde auf der Orgel von Daniela Vogel begleitet, den Sopran übernahm Friedericke Brendler. Für Instrumentalisten, die auch im Chor mitsingen wollten, wurden im Probenplan genauso Möglichkeiten berücksichtigt, wie auch für die Sänger, die im Vorfeld bereits fleißig übten und nicht die ganze Woche im Betlehemstift anwesend sein konnten. Für die beiden musikalischen Leiter, Prof. Christoph Sandmann und Katharina Reibiger bedeutete das viel zusätzliche Arbeit und für die Instrumentalisten gab es nach dem Abendessen keine Orchesterproben, Gelegenheit, in einzelnen Stimmgruppen zu üben, Bedarf ist immer.
Und auch in diesem Jahr wieder das Problem der unbesetzten Instrumentenstimmen, heuer fehlten die Trompeten. Es blieb einige Tage sehr spannend, woher hier Rettung naht. Sie nahte am Donnerstag, das Orchester war in allen Stimmen besetzt. So gab es in Chor und Orchester eine Reihe von Schwierigkeiten in der Probenarbeit und alle wurden gelöst, jeden Tag gab es spür- und hörbare Entwicklungen. Jeder falsche Ton wude wieder und wieder ins Visier genommen, das Zusammenspiel, die Akkorde, die Einsätze, nichts entging den Ohren von Katharina und Christoph, auch das heimlich „bespielte“ Handy trug dem „Spieler“ eine klare Ansage ein. Die Anmerkungen in der Probenarbeit bereicherten dann den bunten Abend, waren oft sehr bildhaft und humorvoll, verfehlten ihre Wirkung nicht. Jeder wurde gefördert und gefordert, eine sehr intensive Arbeit war das Tagwerk aller. Dann der erste vollständige Durchlauf der 3. Sinfonie, die perlenden Läufe, die Diminuendi, die Staccati, die Zwiesprache der Bläser und Streicher, einfach alles, es klang schon sehr hörenswert und ein dankbares, berührtes Innehalten nach dem verklungenen letzten Ton war ein ganz besonderes Moment. Auch von den Chorsängern wurden solche besonderen Augenblicke berichtet. Aus den Noten war Musik, das Werk in seiner Ganzheit erschlossen und erfühlbar geworden, Lohn der anstrengenden Proben und Ansporn für noch weitere Stunden der Verfeinerung. Das gelungene erste Konzert vor zahlreichen Gästen in der St. Marien-Kirche Gersdorf, es gab auch die Zuversicht für das Konzert in der Lutherkirche Dresden mit ihren anderen akustischen Möglichkeiten. Trotz der sehr sommerlichen Temperaturen fanden viel Gäste den Weg zu uns und wurden nicht enttäuscht, das Konzert, eine gelungene Vollendung der 48. SCIW. Und nach dem Applaus das Gewusel der letzten Augenblicke, der Verabschiedung, des letzten Beisammenseins und die Vorfreude auf die nächste, die 49. SCIW und ein großes Dankeschön an alle, die im Vorfeld und während der Woche diese Tage, diese Momente der Berührtheit und das musikalische Gelingen ermöglicht haben, künstlerisch, organisatorisch und auch finanziell.
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